Wann ist bald? Jubiläums-Aktion der Bürgerstiftung 2023 förderte Lesen und Lesekompetenz bei Zweitklässlern mit einwöchiger Lesereise durch 20 Schulen
Das Programm ist ambitioniert und bestens organisiert. Eine Woche lang tourt ein Lese-Team der Bürgerstiftung Mosbach jeden Tag zu vier verschiedenen Schulen, von Mudau bis Billigheim, von Aglasterhausen bis Seckach. Der Anlass liegt eigentlich schon ein bisschen zurück. Ein Zehnjahresjubiläum sollte gebührend begangen werden, musste aber Corona-bedingt verschoben werden. Seit nunmehr zwölf Jahren nämlich hat sich die Bürgerstiftung Leseförderung auf die Fahnen, besser: Buchdeckel geschrieben. Mit Prominenten-Vorleseaktionen, Buchgutscheinen, Leseaktionen in Schulen, Lesepaten, einem Lesebären, Lesetüten, viel persönlichem ehrenamtlichem Engagement und nicht zuletzt erheblichen Geldbeträgen der Stiftung wurde und wird viel dafür getan, das Lesen zu fördern und Lesekompetenz zu stärken.
„Zum Jubiläum aber sollte es was Besonderes sein“, berichten Christel Mayer und Patricia Spitzer. Letztere ist im Vorstand der Bürgerstiftung, erstere einst Grundschullehrerin und –leiterin und von Anfang an das Gesicht allen Leseförder-Engagements der Stiftung. Das Besondere ist die Kinderbuchautorin Fee Krämer, die für eine Lesereise gewonnen wurde. Auch die musste einmal verschoben werden, doch nun war es für knapp 800 Schülerinnen und Schüler der zweiten Klasse endlich soweit. Der Titel ihres Buches „Wann ist bald?“ hätte zur Geschichte der Tournee kaum besser passen können.
„Wann ist für dich bald?“ Auf die Frage bekam Krämer in der Grundschule Laudenberg von ihren jungen Zuhörern eine Zeitspanne von zehn Minuten bis zehn Jahre genannt. „Wenn man was macht, was einem selbst und anderen Spaß macht, dann geht die Zeit schneller rum“, wusste ein Mädchen in der Winterhauch-Schule in Schollbrunn – der zweiten Station am dritten Tag der Lesereise - auf die Frage nach dem Vergehen von Zeit zu sagen und hatte damit den Kern des Kinderbuches getroffen. Es handelt vom Gorilla Rille, seinen Dschungel-Freunden und der Geduld. Fee Krämer las nicht nur vor, sondern hauchte den Figuren Leben ein, zeigte die Illustrationen des Buches (von Nikolai Renger) mal als große Tafeln, mal in digitaler Form auf dem Klassenbildschirm, vor allem aber bezog sie ihre junge Hörerschaft in das Geschehen immer wieder ein; schließlich handelt es sich um ein „Mitmach-Buch“.
Mitmacher der Bürgerstiftungs-Initiative sind die 20 Grundschulen, ihre jeweiligen Leitungen und Lehrerinnen, die das tourende Trio nur zu gern empfingen. Sowohl Rektor Thorsten Schwab (Laudenberg) als auch Rektor Ulrich Schöpwinkel (Scholbrunn) ließen es sich nicht nehmen, Exemplare des Vorlesebuches für die eigenen Kinder von Fee Krämer signieren zu lassen. Für die Kinder, die es wollten, tat die Autorin es ebenfalls am Ende ihrer jeweiligen Vorlese- und Mitmachstunde. Denn das gehört zur aktuellen Lese-Initiative der Bürgerstiftung dazu, dass jedes Kind ein Rille-Buch erhielt. Auf den dazugehörigen Taschen steht, warum man sich in Sachen Leseförderung so engagiert: „Sprache ist der Schlüssel zur Welt.“
Die Kosten für knapp 800 Bücher und die Honorarkosten für die Autorin gehen auf das Konto der Bürgerstiftung beziehungsweise von diesem weg. Mit rund 14 000 Euro hat sich die Stiftung anlässlich der Jubiläumsaktion dieses Mal besonders ins Zeug gelegt. Zur Unterstützung der lesefördernden Sache trug auch Kindler’s Buchhandlung bei, indem diese ihre Ferienwohnung, in der die aus Berlin angereiste Autorin während ihrer Odenwald-Tournee wohnte, kostenlos zur Verfügung stellte. Ob es nicht langweilig sei, 20 Mal hintereinander die gleiche Lesestunde zu absolvieren, wurde Fee Krämer gefragt. „Gleich? Nein!“ lautete die Antwort, „es ist doch jedes Mal anders.“ Und auf die Frage an die Initiatorinnen, wann das nächste „Bald“, wann die nächste Lese-Aktion der Bürgerstiftung zu erwarten sei, nannten Patricia Spitzer und Christel Mayer die kommenden Zweitklässler des Schuljahres 2023/2024. „Da gibt es dann wieder Lesetüten.“
Nah dran war Kinderbuchautorin Fee Krämer bei ihren jungen Leserinnen und Lesern in den Schulklassen während ihrer Lesetour.
Bilder und Text von Ursula Brinkmann/RNZ
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